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Über neue Mythen und den Weg des Kriegers
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Der grosse Umbruch
Viel hören und lesen wir über eine Zukunft, die uns nicht mehr die Gemütlichkeit und Prosperität der Nachkriegsjahrzehnte zu versprechen scheint. Nicht nur Thinktanks wie das WEF oder Klaus Schwabs «Great Reset» oder die sogenannte «Agenda 2030» kündigen an, dass auf uns grosse Umwälzungen warten; oft hörte man, dass Covid-19 nun beschleunige, was ohnehin angedacht, geplant oder einfach so gekommen wäre: Die völlige Umstrukturierung der Weltordnung nämlich, auch, weil der totale Zusammenbruch der Währungssysteme unaufhaltbar sei, wie bekannte Ökonomen wie Ernst Wolff, Markus Krall, Dirk Müller, Marc Friedrich oder Hans-Werner Sinn immer eindringlicher prophezeien.
Wie es scheint, kommen auf uns unsichere Jahre zu – eine Epoche gar mit Gefahren und Unannehmlichkeiten, die wir Heutigen uns kaum mehr gewohnt sind, aber gewisse Generationen immer wieder hinnehmen und ertragen mussten. Auch der namenlose «Krieger» meiner Geschichte lebt in einer Umbruchszeit, die in der Paläontologie der Übergang der Kultur der sogenannten Schnurkeramiker zur Epoche der Glockenbecher markiert – ein Ära – und ein Epochenwechsel, der, wie wir heute durch zahlreiche archäologische Funde wissen, keineswegs friedlich und angenehm vonstattenging.
Verschwörungstheorien wollen wissen, dass sich bereits seit den 30erjahren des letzten Jahrhunderts einflussreiche Kräfte damit beschäftigen, die Weltbevölkerung massiv zu reduzieren, weil man in einer krassen Überbevölkerung nicht nur eine Gefahr für die Menschheit, sondern sogar für den Planeten erkennen wolle. Seit den 1930ern hat sich die Weltbevölkerung mit über acht Milliarden Menschen mehr als verdoppelt und selbst wenn man mit Eugenik und anderen dunklen Machenschaften nichts am Hut hat, so räumen nicht wenige ein, dass es langsam eng wird und vor der Idee des schweizerischen Thinktanks Avenir Suisse, die Schweiz könne gut und gerne 12 Millionen Einwohner beherbergen, graut wahrscheinlich nicht nur mir. Ich bin überzeugt, dass viele meine Sehnsucht nach einer gewissen Leere teilen und dass die im geplanten Film zelebrierte, weite und archaische Welt ähnlich befreiend sein kann wie Ende der 70erjahre der Netto-Sound der Dire Straits als Reaktion und Antwort auf die immer schwülstigeren Überproduktionen im Bereich der Popmusik.
«Blutland»/»Bloodlands» verfolgt aber keine missionarischen Tendenzen und der Film will diese archaische Leere auch keineswegs glorifizieren, sondern lediglich einer bisweilen fast unerträglich komplexen Welt gegenüberstellen und zeigen, was nicht (mehr) ist und doch war und – wer weiss – irgendwann in Jahrtausenden wieder sein könnte.
Neue Mythen
Dieses Projekt vereint das Beste und die wichtigsten Erkenntnisse der vorangegangenen «Anuk»-Streifen und schafft mit einer auf Netto getrimmten Inszenierung einen völlig neuen Ansatz – einen Ansatz, der das, was ich in dieser Epoche als elementar und essenziell erkenne, als künstlerische und philosophische Chance sieht und auch nutzen will. Vor allem aber ist «Blutland»/«Bloodland» auch der Versuch, der im Prolog beschriebenen Essenz einer Krieger-Philosophie zu folgen, wie das auch in Jim Jarmuschs «Ghost Dog» und letztlich auch in Quentin Tarantinos «Kill Bill» versucht wird.
Oft bemerken wir es gar nicht, wie sehr auch moderne Filmplots und Geschichten auf den Krieger-Mythos zurückgreifen, und letztlich ist auch die gesamte James Bond-Filmreihe eine einzige, in die Moderne adaptierte Krieger-Saga: Für sein Ideal (Königin und Vaterland) riskiert der britische Top-Agent immer wieder sein Leben; er kämpft mit der Lizenz zum Töten und reichlich macht er davon Gebrauch, wenn es darum geht, England oder gar die Welt vor üblen Feinden und bösartigen Psychopaten zu retten. Zwar ist er nicht der asketische Kämpfer, den Don Juan in Castanedas Aufzeichnungen beschwört, aber einem Ideal folgt er trotzdem. Während Sean Connery der Ur-Bond bleibt, erweiterte Roger Moore die Reihe mit Ironie und Sarkasmus. Nach dem farblosen Timothy Dalton und dem Agenten für die ganze Familie, Pierce Brosnan, dem es nie wirklich gelang, seine eigenes filmisches Alter Ego «Remington Steele» abzulegen, führte Daniel Craig 007 zurück auf das moderne Schlachtfeld des Agentenkriegs und mimte von Anfang an einen Krieger, der weiss, wozu er seine tödliche Lizenz besitzt und der keinen Augenblick zögert, diese zu nutzen.
Der Weg des Kriegers
In den frühen 80erjahren gab es diverse Filme, die sich dem Weg des Kriegers anzunähern versuchten, inhaltlich weniger essenzielle Streifen wie etwa wie «Conan», «Beastmaster» oder der im Science Fiction-Genre angesiedelte «Krull», der den Beginn der Karriere von Liam Neeson markierte. Es waren dies Jahre, in denen eine Art archaische «Krieger-Ästhetik» auch im Musik-Business Einzug hielt und das Erscheinungsbild namentlich diverser Heavy Metal-Bands prägte – Gruppen wie Mötley Crüe, Venom, Manowar oder die legendäre Schweizer Heavy Metal-Band Celtic Frost, die übrigens von weltberühmten Mega-Acts wie Metallica als ihre wichtigsten Vorbilder genannt werden.
Den Akzent für den zeitlosen Krieger setzt auch George Millers dystopische Filmreihe um den von Mel Gibson verkörperten australischen Cop ‘Max Rockatansky’, der sich alsbald den Spitznamen «Mad Max» einhandelt. War der erste Teil von 1979 in Teilen (und insbesondere in der Darstellung der Bösen) in seiner Ästhetik zum Teil noch an Stanley Kubricks «A Clockwork Orange» (1971) angelehnt, so ging Teil II «The Road Warrior» – vielleicht der eigentliche Höhepunkt der gesamten Filmreihe – 1981 eigene und in der Ästhetik kompromisslose Wege und setzte in seinem Design und in seiner Ausstattung, der mich damals schwer beeindruckte und in meinen archaisch geprägten Werken bis zu einem gewissen Grad mitgeprägt hat.
Wahrscheinlich kaum ein Film bzw. eine Filmreihe versuchte aber eine konsequentere Annäherung an die hier bereits verschiedentlich skizzierte Krieger-Philosophie als die Filme um den Underground-Boxer «Rocky». Sylvester Stallones bemerkenswerte Sport-Saga um den «Italien Stallion» ist eine einzige Hommage an den Kult, an die Philosophie und an das Wesen des Kriegers: Da bricht nämlich einer aus dem Underground-Milieu auf, um – koste es ihn, was es wollte – in der Sportarena die Welt zu erobern. Es gelingt ihm, aber Überheblichkeit, falscher Stolz und letztlich die durch den gewonnenen Reichtum einsetzende Dekadenz bringen ihn zu Fall, denn er hat es auf seinen Umwegen verloren, das für einen Kämpfer unabdingbare «eye of the tiger. Er wird seiner falschen Entscheidungen gewahr und beginnt wieder da, wo alles angefangen hat: Am Ort seines Aufbruchs mit einem feurigen Herz, so wie lange zuvor, als er noch hungrig war und den Aufbruch nicht fürchtete.
Vor Jahren erzählte mir übrigens der in der Schweiz lebende chinesische Olympia-Sieger im Kunstturnen, Donghua Li, dass er auf seinem mühevollen Weg zur Goldmedaille seine ganze Motivation daraus gewonnen habe, sich immer wieder (und mindestens einmal pro Woche) die Boxer-Saga um den italienischen Hengst anzusehen. Es scheint also, dass «Rocky» eine Essenz besitzt, die ausstrahlt und, angesichts des erwähnten Olympiasieges, auch eine gewaltige Wirkung zeitigen kann.
Im Titel-Song zum vielleicht etwas weniger gelungenen IV. Teil der Rocky-Saga singt die US-amerikanische Band Survivor über die Essenz des Kämpfers:
The warriors code
There’s no surrender
Though the body says stop
His spirit cries, never
Deep in our soul
A quiet ember
Knows it’s you against you
It’s a paradox
That drives us on
It’s the battle of will
In the heat of attack
Ist the passion that kills
The victory is yours alone
Ob die beiden Song-Autoren Jim Petrik und Frank Sullivan «die Lehren des Don Juan» gekannt haben, weiss ich nicht und «Burning Heart» gehört auch nicht zu den Besten aller Rocksongs. Aber in vielen Passagen des Textes blitzt etwas von der Krieger-Philosophie auf, die Carlos Castaneda seinen «Sokrates» vom Stamme der Yaqui erzählen und dozieren lässt und die Zeilen triggern irgendwie sogar das Zitat an, das zu Beginn des vorliegenden Filmprojekts steht und die Krieger-Saga einleitet und im Drehbuch zu Beginn zu finden ist.
Parallelen sind keine Kongruenzen, doch am Ende von geschätzten 80’000 Jahren Erzähl-Kultur erkennen wir, dass wir trotz Variationen immer wieder auf dieselbe Matrix der zehn selben Geschichten zurückgeworfen sehen. «Rocky», «Mad Max», «007», «Luke Skywalker» der «Ghostdog» oder Tarantinos Racheengel ‘Beatrix Kiddo’ – sie alle verkörpern den modernen «Warrior». Und darin gleichen sie dem Krieger in meinem Film. Und doch folgt mein Krieger – auch epochenbedingt – einem ganz anderen Weg. Doch ein Weg des Kriegers bleibt es allemal.
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